Kopf oder Zahl?
‘Über das Bedürfnis zu schreiben‘ oder ‘Eine Hommage an Fante‘
Surrend flippt das kalte Stück Metall gen Decke und rotiert um seine horizontale Achse. Sterling. Pfund. Wenn man jetzt einfach das dumpfe Gerassel hinter sich lassen würde. Mit nackten Füßen die aufgeriebenen, nassen Straßen entlangrennt. Wenn man den kühlen Duft von Freiheit in seiner Lunge spürt während hier und da ein schales Licht brennt und du mit nichts geringerem als ein paar Büchern die Grenze hinter dir lässt. Du wirst zögern, natürlich. Kurz zurückblicken und an die Momente, die Menschen, denken. Doch sobald sich die Haut unter deinen Füßen einem Panzer gleich die Unempfindsamkeit zunutze gemacht hat, wirst du kichern, wie ein Narr. Alles dreht sich. Du wirst in deinem Bett aufwachen und alles geträumt haben. Du wirst aber auch aufwachen und wissen, dass es nicht dein Bett ist. „Tag 347 Dienstag, der 11. April 2017…Ich träumte von einer Schönheit mit braunen Augen. Mondän. Pittoresk, wie ein Picasso. Mit Aquarellen gezeichnete blutrote Sonnenuntergänge erblicken mich an diesem wundervollen Tag in der Stadt der Engel, der Furcht und der Hoffnung. Los Angeles du Blume im Sand…“ wirst du schreiben. Der Sand knistert verlockenderweise zwischen deinen Zehen. Sie klaffen auf und zu, kraxelnd wie eine Krabbe. Erst in einer Weile wird sich der Kokon, deine Absteige, entpuppen als beflügelter Tempel komplexester Kreativität. Woche um Woche. Zahl um Zahl. Tag um Tag. Kopf um Kopf. Doch gleichzeitig ist da jemand, der aussieht wie du und doch nicht der ist, der du sein könntest. Er wird monoton das tun, was erwartet wird. Prädeterminiert folgt er seiner Zeitachse auf und ab in die wüste Monotonie bis sich das krause Haar in den Schatten wirft und eine Kartoffel-artige Nase sich im Licht der Straßenlaterne rümpft und stumpf zu Boden sinkt, dem Rückweg entgegen. Du wirst dein faltiges Gesicht auf den dreckigen, warmen Asphalt drücken, nur um den letzten Sonnenstrahl einzufangen, die Augen zu schließen und das Leben ein letztes Mal zu spüren. Du wirst es genießen, oder? – Mit einem Knacken landet die Münze in meiner Hand und jenes Leben fügt sich, gleichsam der aufgehenden Sonne, seinem vorherbestimmten Lauf.
Kopf
oder Zahl?
